Frauen in der öffentlichen Verwaltung - Mit Selbstvertrauen in die Führungsebene

24.10.2019

Inge Köngeter schloss 2014 ihr Public Management Studium an der HVF ab. Nach einer kurzen Zwischenstation ist sie seit 2016 Persönliche Referentin des Ministers Manfred Lucha im Landesministerium für Soziales und Integration Baden-Württemberg. Bereits 1991 machte Anette Rösch ihr Diplom als Verwaltungswirtin an unserer damaligen Fachhochschule. Schon vier Jahre später wurde sie als eine der ersten Frauen in Baden-Württemberg zur Bürgermeisterin der Gemeinde Wannweil gewählt. Ein Amt, das sie 24 Jahre lang ausübte. Komplettiert wurde die Runde von Pia Weinmann, die 2017 erfolgreich ihr Studium in Public Management an der HVF beendete und seit Oktober 2019 den Bürgerservice der Stadt Esslingen mit knapp 60 Angestellten leitet. 

Was sich bezogen auf Lebensläufe von Frauen in den letzten 30 Jahren geändert hat, wurde deutlich, als die drei Diskussionsteilnehmerinnen von ihren bisherigen Erfahrungen erzählten. Als Anette Rösch als einzige junge Studentin den Kurs zum Thema „Wie werde ich Bürgermeister?“ belegen wollte, sei der Dozent davon ausgegangen, dass sie sich in der Tür geirrt habe. Schließlich sei mit Bete Weber in Heidelberg erst 1990 die erste Frau in Baden-Württemberg zur Bürgermeisterin gewählt worden. Inge Köngeter und Pia Weinmann berichten dagegen, dass sie bereits mit vielen Frauen als Vorbilder aufgewachsen seien. 

Dafür, dass der Anteil der Frauen unter den Bürgermeister*innen in Baden-Württemberg trotzdem seit langem nicht über 8 % steigt und auch in anderen Bereichen der öffentlichen Verwaltung Frauen in Führungspositionen weiterhin unterrepräsentiert sind, sehen die Diskutantinnen verschiedene Gründe. Nach wie vor seien Frauen in den Medien zu wenig sichtbar. Mit dem steuerlichen Ehegattensplitting werde außerdem politisch ein Lebensmodell besonders gefördert, das eine traditionelle Rollenverteilung begünstigt. Vor allem gebe es aber unter den noch immer mehrheitlich männlichen Vorgesetzten noch viel zu wenig Bewusstsein dafür, wie die Vereinbarkeit von Beruf und Familie gefördert werden kann und somit auch für Frauen die Gründung einer Familie und das Verfolgen von Karrierewünschen nicht im Widerspruch miteinander stehen müssen. Selbst inzwischen weit verbreitete Angebote wie Telearbeit und Jobsharing seien in vielen Verwaltungen noch unüblich.

Allerdings, ergänzte Inge Köngeter, sollten auch die Frauen noch mehr zu den eigenen Ambitionen stehen und im richtigen Moment Ansprüche anmelden. Dazu gehöre der Mut, alte Rollenbilder hinter sich zu lassen und sich bewusst anders zu organisieren. Pia Weinmann riet in dem Zusammenhang, dass Frauen auch untereinander die Potentiale der Kolleginnen anerkennen und sich gegenseitig mehr fördern sollten. Zum Schluss sprach Anette Rösch die anwesenden Studierenden noch einmal direkt an. Auch wenn während des Studiums nicht immer gleich offensichtlich sei, welcher Inhalt wofür nützlich sei, würde das Studium an der Hochschule für öffentliche Verwaltung und Finanzen die Studierenden optimal auf eine führende Position in der Verwaltung vorbereiten. Mit diesem Selbstvertrauen könnten sie in Bewerbungsgespräche gehen und darauf vertrauen, den Anforderungen auch gewachsen zu sein.

Alle drei haben sich gefreut, mal wieder an ihre alte Wirkungsstätte zurückzukehren und sich auch spontan bereit erklärt, bei weiteren Veranstaltungen mitzuwirken.