Service Learning als Beitrag für die Gesellschaft

04.06.2020

Die Zeiten sind herausfordernd. Das merken auch die Studierenden und die Lehrenden der Hochschule für öffentliche Verwaltung und Finanzen. Als Kompensation für ausgefallene Vorlesungen haben sich die Professorinnen etwas Besonderes einfallen lassen. Service Learning heißt das Schlagwort und bedeutet, einen Beitrag für die Gesellschaft zu leisten und gleichzeitig fürs Leben zu lernen.

„Wir sind richtig berührt von den Berichten der Studentinnen und Studenten über ihre sozialen Projekte “, sagt Professorin Dr. Gunda Rosenauer stellvertretend für ihre Kolleginnen Prof. Dr. Kathrin Hänel und Prof. Dr. Claudia Dickhäuser. Die drei waren es, die die Idee hatten, ein außergewöhnliches Projekt in der Fakultät für Steuer- und Wirtschaftsrecht zu starten.

„Wir haben den Studierenden eine alternative Aufgabe gegeben, da unsere Kommunikationstrainings ausfallen mussten“, so Rosenauer weiter. Das Ziel war, dass die Studierenden in Zeiten von Corona einen Beitrag für die Gesellschaft leisten und gleichzeitig ihre sozialen Kompetenzen erweitern. Neben beispielsweise Nachhilfe für Flüchtlinge, Nachbarkinder und Abiturienten haben sich die Studentinnen als Erntehelfer betätig, Masken genäht oder einen Einkaufs- und Apothekendienst für ältere und kranke Menschen eingerichtet. Außerdem wurden in Dörfern Online-Fitnesskurse angeboten, die große Resonanz erfahren haben.

Nicht alle Studierenden konnten mit der Aufgabenstellung gleich etwas anfangen, berichtet beispielsweise Isabel Brunner. „Als die E-Mail mit der Aufgabenstellung kam, war ich zuerst etwas überfordert mit der Wahl des Projekts“, berichtet die junge Dame. Ein Gespräch mit einer älteren Dame, die in der Wohnung über Brunner lebt, machte es ihr dann leicht, eine Aufgabe zu finden. „Die Dame ist über 80 und erzählte, dass sie ihre Familie seit Anfang des Jahres nicht mehr gesehen hatte und Telefonieren ja nicht das Gleiche sei“, schreibt Brunner. Da „kam mir die zündende Idee: Ich würde ihr helfen, ihre Familie digital zu sehen.“ Mit Handschuhen und Mundschutz ausgestattet, besuchte Isabel Brunner Elfriede F., mehr möchte sie nicht von sich preisgeben, in ihrer Wohnung und stellte ihren Laptop auf den Wohnzimmertisch. Im Vorfeld hatte die angehende Finanzbeamtin mit der Tochter der Seniorin einen Skype-Termin vereinbart. Sobald die Verbindung stand, hat die Studentin die Familie allein gelassen, damit Mutter, Tochter und Enkelin in Ruhe reden konnten. Am Ende waren dann alle begeistert: die Familie hat sich – wenn auch nur am Bildschirm – wiedergesehen und Isabel Brunner war stolz, der Nachbarin eine solche Freude schenken zu können. Es blieb aber nicht nur eine einmalige Sache, sondern der Skype-Termin wurde in der darauffolgenden Woche wiederholt.

Am Projektende ziehen die Professorinnen eine durchweg positive Bilanz: „Die Studentinnen und Studenten haben gespürt und erfahren, wie dankbar Menschen für Gespräche und fürs ‚Da -Sein‘ sind“, so Professorin Dr. Kathrin Hänel. „Viele erlebten ihr Projekt als äußerst sinnstiftend und stärkend für die eigene Persönlichkeitsentwicklung und nicht wenige planen, ihr soziales Projekt fortzuführen“, ergänzt ihre Kollegin Dr. Claudia Dickhäuser.

Skypen mit der Familie

Isabel Brunner